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Partnerschaft mit der weissrussischen Gemeinde Dobrusch
Wie viele andere Gemeinden hat sich Ittigen Anfang der 90er-Jahre für eine Gemeindepartnerschaft im östlichen Europa entschieden. Für Ittigen war es die weissrussische Gemeinde Dobrusch. Auslöser für die Partnerschaft mit Dobrusch war der Reaktorunfall in Tschernobyl. Das benachbarte Belarus (Weissrussland), insbesondere der Bezirk Gomel und die Gemeinde Dobrusch, waren von der Katastrophe stark betroffen. Die Böden waren verseucht, die Kinder gesundheitlich geschwächt. Zusätzlich war die Gemeinde Dobrusch durch politische und wirtschaftliche Veränderungen stark gefordert. Auf Initiative des damaligen Gemeindepräsidenten Walter Frey und der damaligen Gemeinderätin Rosmarie Locher wurde die Beziehung mit Dobrusch im Jahr 1990 eingegangen und aufgebaut.
In den ersten Jahren waren alle Aktivitäten zugunsten Dobrusch vom Dienstleistungszentrum der Gemeinde organisiert. Später wurde die Zusammenarbeit mit Dobrusch der „Arbeitsgruppe Dobrusch“ (Spezialkommission) übertragen. Aus Altersgründen haben die meisten Mitglieder der Arbeitsgruppe auf Ende 2008 demissioniert. Durch zahlreiche Wechsel in den Dobruscher Behörden hat sich die Beziehung zudem verändert. Deshalb wurde im Jahr 2009 eine Neuausrichtung der Partnerschaft diskutiert. Gespräche zwischen dem Gemeinderat und Mitgliedern der Arbeitsgruppe ergaben, dass eine neue Basis der Zusammenarbeit mit Dobrusch sinnvoll wäre. Mitte Juni 2009 wurde der Verein "Partnerschaft Ittigen-Dobrusch" gegründet. Er konzentriert sich seither auf die direkte Unterstützung verschiedener Projekte von sozialen Organisationen in Dobrusch. So kam die Hilfe genau dort an, wo sie am nötigsten ist: Bei den Menschen, die immer im Zentrum der Zusammenarbeit standen.
Im Zentrum der Partnerschaft stand von Beginn an die humanitäre Hilfe. Ittigen organisierte Hilfstransporte mit Medikamenten, Material für Schulhäuser und Kindergärten, mit Spitalbetten, Velos sowie Paketen für die Bevölkerung, etc. Aufgrund der schwierigen Grenzformalitäten wurden die Transporte aber später eingestellt. Weiter ermöglichte Ittigen vielen Kindern ein Ferien- bzw. Sprachlager im Ferienheim an der Lenk. In den letzten Jahren wurden die finanziellen Mittel aber ausschliesslich für Projekte eingesetzt.
Erstmal in der Geschichte der Partnerschaft wurde in den Jahren 2017 und 2018 in Dobrusch ein sehr grosses humanitäres Projekt verwirklicht. Mit der grosszügigen Anschubfinanzierung der „Jansen PrimeSteps Foundation“ über 140‘000 Franken und den übrigen Geldern aus Ittigen (Gemeindebeitrag und Spenden der Weihnachtssammlung) konnte in Dobrusch eine professionelle Spitex-Organisation aufgebaut werden. Die Spitex unterstützt alte und gebrechliche Leute zu Hause und ermöglicht ihnen damit, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung zu leben.
Die finanziellen Mittel wurden dem Verein von verschiedenen Seiten zur Verfügung gestellt. 30‘000 Franken pro Jahr steuerte die Gemeinde Ittigen bei. Weiter durfte sich der Verein jeweils über zahlreiche Spenden anlässlich der jährlichen Weihnachtssammlung, aber auch immer wieder über erfreuliche grössere Einzelspenden freuen.
Die Leistungsvereinbarung mit der Gemeinde läuft am 31. Dezember 2020 (Ende Legislatur) ab. An der Sitzung vom 15. Januar 2019 beschloss der Vereinsvorstand, das sehr erfolgreiche Partnerschaftsprojekt nach 30 aktiven und erfolgreichen Jahren per 31. Dezember 2020 zu beenden.
Den Entschluss des Vereins, das Engagement in Weissrussland zu beenden, nimmt der Gemeinderat zum Anlass, die Auslandhilfe zu überdenken. Ob und in welcher Weise sich die Gemeinde weiterhin im Ausland engagieren wird, ist noch offen. Der Gemeinderat wird sich im Jahr 2021 mit dieser Frage befassen.